Schweiz: Lawinengefahr im Alpenraum steigt – Neuschnee schafft trügerische Idylle

Der Alpenraum zeigt sich aktuell von seiner schönsten Seite

Frischer Schnee bedeckt Hänge und Wälder, Täler wirken wie verzaubert – ein Bild wie aus einem Wintermärchen.

Doch diese Winteridylle darf nicht über die erhebliche Lawinengefahr hinwegtäuschen. Gerade nach den jüngsten kräftigen Schneefällen Ende November ist die Gefahr besonders hoch.


Wunderschöne Winterlandschaft – und dennoch eine trügerische Sicherheit.

Winterliche Alpenlandschaft: Schön, aber gefährlich

Die frische Schneedecke, klare Luft und ruhige Berglandschaft locken viele Menschen nach draussen: zum Spazieren, Fotografieren, zu Schneeschuhwanderungen oder ersten Skitouren.

Gerade diese scheinbar friedliche Stimmung führt jedoch häufig dazu, dass die Lawinengefahr unterschätzt wird.


Verschneite Hänge im Gebirge mit Neuschnee

Steiler verschneiter Hang in den Alpen

Winterliche Wald- und Berglandschaft im Alpenraum

Was auf den Bildern ruhig und stabil aussieht, kann in der Schneedecke völlig anders aussehen. Schon kleine Zusatzbelastungen – etwa durch Wintersportlerinnen und Wintersportler – können genügen, um eine Schneebrettlawine auszulösen.

Was macht die Lage jetzt so kritisch?

Neuschnee auf schwacher Unterlage

Ende November trifft der erste ergiebige Schneefall oft auf noch wenig gefestigten Untergrund. Der Boden kann stellenweise noch aper sein oder es gibt dünne, bereits vorhandene Altschneeschichten. In diesen Schichten bilden sich leicht Schwachschichten, die sich nur schlecht mit dem Neuschnee verbinden.

Wenn dann in kurzer Zeit viel Neuschnee dazukommt, lagert sich diese neue, schwere Schneemasse auf einer instabilen Basis ab. Die Schneedecke wirkt von aussen geschlossen, ist im Inneren jedoch häufig nur ungenügend verbunden und somit anfällig für Lawinenbrüche.

Wind und Triebschnee als zusätzliche Gefahr

Ein weiterer entscheidender Faktor ist der Wind. Er verfrachtet den frischen Schnee und bildet Triebschneeansammlungen, die wie gespannte Federn wirken. Diese Triebschneepakete sind oft sehr leicht auslösbar.

Besonders gefährdet sind dabei steile Hänge und Bereiche hinter Graten, Mulden oder Geländekanten, wo sich der Schnee ablagert und verdichtet. Die Kombination aus Schwachschicht im Altschnee und darüber liegendem, vom Wind verlagertem Neuschnee ist ein typisches Szenario für Schneebrettlawinen.

Kritische Zeitfenster: Wann Lawinen am häufigsten abgehen

Bereits während des Schneefalls kann die Lawinengefahr deutlich ansteigen – insbesondere bei viel Neuschnee, starkem Wind oder markanten Temperaturwechseln. Am gefährlichsten ist die Situation jedoch meist in den Stunden und Tagen nach dem Schneefall.

  • In den ersten 24 bis 48 Stunden nach einem starken Schneefall ist die Schneedecke zumeist noch locker, schlecht verbunden und besonders instabil.
  • Schon geringe Zusatzbelastungen – etwa durch eine einzelne Person – können ausreichen, um einen Bruch in der Schneedecke zu erzeugen und eine Lawine auszulösen.
  • Triebschnee, der während des Schneefalls und danach durch Wind verfrachtet wurde, setzt sich erst mit der Zeit – bis dahin bleibt er eine tickende Zeitbombe.

Kurz gesagt: Direkt nach dem Schneefall und in den Folgetagen ist die Lawinengefahr am grössten.


Idyllischer Blick in die Winterlandschaft – doch unter der Oberfläche lauert Gefahr.

Trügerische Winteridylle: Wenn Schnee gefährlich ruhig wirkt

Die aktuellen Aufnahmen aus dem Alpenraum zeigen eine eindrucksvolle, weisse Winterwelt. Der Schnee wirkt gleichmässig verteilt, die Hänge scheinen ruhig, keine sichtbaren Risse oder frischen Lawinenanrisse. Gerade diese scheinbare Ruhe verleitet viele dazu, das Risiko zu unterschätzen.

Doch: „Stabil aussehend“ heisst nicht „stabil“. Gefährliche Schwachschichten liegen oft tief in der Schneedecke, unsichtbar für das blosse Auge. Eine einzelne Spur, ein Sprung oder das Queren eines Hangstücks kann genügen, um diese verborgenen Schwachstellen zum Bruch zu bringen.

Diese Vorsichtsmassnahmen retten Leben im Schnee

  • Lawinenbulletins und Gefahrenlage prüfen: Vor jeder Tour sollten die aktuellen Meldungen der Lawinenwarndienste konsultiert werden. Die Europäische Lawinengefahrenskala reicht von Stufe 1 (gering) bis 5 (sehr gross).
  • Nur gesicherte Pisten und markierte Wege benutzen: Besonders in den ersten Tagen nach starkem Schneefall sollte auf Freeride- oder Variantenabfahrten verzichtet werden.
  • Komplette Notfallausrüstung mitführen: Wer sich ins freie Gelände begibt, benötigt ein Lawinenverschütteten-Suchgerät (LVS), Sonde und Schaufel – und muss damit umgehen können.
  • Steile Hänge meiden: Hänge mit mehr als 30 Grad Neigung sind besonders kritisch, vor allem bei Triebschneeansammlungen und exponiertem Gelände.
  • Bei Unsicherheit lieber verzichten: Im Zweifel ist das Verschieben einer Tour auf einen späteren, stabileren Zeitpunkt die sicherste Entscheidung.

Fazit: Die weisse Gefahr ernst nehmen

Die aktuellen Bilder aus dem Alpenraum vermitteln eine traumhafte Winterstimmung – doch sie zeigen nur die Oberfläche. Unter dem weissen Schneekleid kann sich eine instabile und gefährliche Schneedecke verbergen, die bereits durch kleine Zusatzbelastungen in Bewegung geraten kann.

Gerade jetzt, kurz nach den ergiebigen Schneefällen Ende November, ist besondere Vorsicht geboten. Wer Warnhinweise ernst nimmt, Touren sorgfältig plant oder bei Unsicherheit bewusst verzichtet, leistet einen entscheidenden Beitrag zur eigenen Sicherheit und zur Sicherheit anderer.

Lawinen kennen keine Momente der Unachtsamkeit: Vorsicht rettet Leben!

 

Quelle: SchneeToni/Polizei.news-Redaktion
Bildquelle: SchneeToni

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